Laute Biscaya

Sonntag, der 26. Juni 2011

Tapfer steht die Mannschaft um 4.10 Uhr auf und sitzt wenig später im Salon am Frühstücksei. Draußen in der Stadt brüllen noch die jungen Leute mit Megaphone im Saturday-night-fever. 5 Uhr Hafenausfahrt, der Wind ist eingeschlafen, eine Altsee läuft uns entgegen. Langsam verabschiedet sich das spanische Festland im Dunst, die Sonne geht wunderschön auf und das große weite Meer hat uns wieder. Gegen 11 Uhr nimmt der Wind etwas Anlauf, auch noch aus genehmer Richtung, so daß die Spaghetti mit vegetarischer Sauce tatsächlich segelnd eingenommen werden. So kann es weiter gehen, die nächsten 48 Std. Zu Kaffee und Keksen läuft die Maschine wieder mit, da sich die angezeigte Ankunftszeit um Tage verschob.
Wir sitzen in der Sonne, schaukeln vor uns hin und harren der Dinge die da kommen. Kein Schiff weit und breit, kein Land, kein Netz, eigentlich überhaupt nichts, nicht mal ne Coladose treibt vorbei. Und trotzdem lebt das Meer. Kurz vor Erreichen der 4000 m Tiefenlinie bläst der Wal! Wir erleben wenig entfernt das Spiel mehrerer – wohl junger – Buckelwale, die springen und Fontänen blasen. Unser Hoffotograf stürzt mit Kamera aufs Vordeck, hoffentlich hat er sie ablichten können. Nach dieser Abwechslung kam die nächste. Diesmal waren es Fliegen! 100 Meilen vom Land entfernt belästigten sie uns in unserer Besinnlichkeit. Gerni findet die Fliegenklatsche und geht auf Jagd. Peter entsorgt jede einzelne mit einem Papiertuch.
So vergeht die Zeit, bis mal wieder ein technischer Ausfall zu verzeichnen ist:
Das Schifs-GPS kriegt keine Daten mehr und piept dauernd. Peter und Niels versuchen eine Reparatur, aber die Jungs hatten so gute Arbeit geleistat, daß wir nicht mal den künstlich gelegten Bypass am Gerät fanden.
Also abgeklemmt, damit das Piepen aufhört.
Am Horizont ziehen drei Delfine ihre Bahn, als es plötzlich raddaddazong macht, die Drehzahl stark abfällt und die Welle unrund lauft. Das hat uns gerade noch gefehlt, Flaute , keine Maschine und so weit draußen.
Bedrüppelte Gesichter, aber schnell ist unser Tauchexperte Niels ausgeguckt und wird gnadenlos ins 4000 m tiefe Meer geschickt. Schon im ersten Tauchgang kommt er stolz mit einer großen gelben dicken Plastiktüte wieder hoch und große Erleichterung tritt ein.

Er macht sogar einen zweiten freiwilligen Tauchgang um nochmal die Welle für die Zinkringe zu vermessen und vielleicht doch die Riesenkrake aus der Tiefe anzutreffen.
Weiter gehts in den Abend mit Steak auf Baquette und Einteilung der Wachen. Wegen der Einsamkeit schaffen wir den Beruf der Standbywache ab, da einer für die Ausschau reicht und dann wenigstens 3 Std. am Stück geschlafen werden kann. Auch die Nacht ist seemännisch unanspruchsvoll, trotzdem aufregend. Fast kein Wind, bleierne See mit kleinen Frostaufbrüchen und plötzlich hinter uns eine Wetterfront zunächst mit gewaltigem Wetterleuchten und dann mit kräftigen Blitzen.
24 Uhr, holt uns das Gewitter ein?

sm 119 (17 motort)

1 Kommentar

    • GPS-Janni auf 29. Juni 2011 bei 23:27

    Respekt, jetzt seid Ihr gestandene Biscaya-Überquerer!
    Herzlichen Glückwunsch!

    Die Kleinigkeit mit dem GPS-Signal habt Ihr ja auch wieder hinbekommen, ansonsten den 12V Stecker vorsichtig ziehen und die blaue Leitung, die durch den Stecker geht, prüfen. Könnte zwischen Stecker und Minuspol der Steckdose gequetscht sein, sodass ein Kontakt zu Minus besteht.

    Gute (Land-) Reise und bis Sonntag bei Otto,
    Janni

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