Vive la France

Montag, der 27. Juni 2011

Über drei Wachen, 4 1/2 Stunden haben wir das Gewitter im Nacken. Die Blitze kommen immer näher, kein gutes Gefühl, wenn man weiß, wir sind die einzige Erhöhung im weiten Umkreis. Aber wir sind schneller. So vergeht langsam die Nacht, ohne ein einziges Schiff zu sehen.
Ab 6 Uhr wird es am Horizont etwas heller und wir können die Gewitterfont hinter uns besser ausmachen. Dann endlich für unseren Hoffotografen: eine Delfinschule nimmt unser Schiff in Beschlag und macht über 30 Minuten mit mindestens 20 Stück ihre Faxen. Der Fotograf kann in Ruhe seine Kamera holen, das Morgenlicht laßt allerdings zu wünschen übrig, begibt sich aufs Vorschiff und schießt mehr als 100 Bilder. Leider löst die Kamera verspätet aus, aber die Delfine hatten ein Herz für ihn und haben enfach ihre Sprünge wiederholt.
Ein Vorläufer der Gewitter kommt von hinten und beschleunigt uns unter gerefftem Groß auf 8 kts und in die richtige Richtung. Nach 10 Minuten ist der Spaß vorbei. Wieder motoren, dann wieder segeln, Abwechslung tut not.
Frühstück bei starker Lage vom Cockpitfußboden aber mit Ei. Das Gewitter will uns unbedingt einholen. Gerni wird ins Oelzeug geschickt, Niels verschwindet zum Frühstückabwasch. Es regnet aber es ist warm. Die Winde wechseln ständig, aber nie kommen die NW Winde wie vorausgesagt. das Gewitter hat uns gegen Mittag eingeholt und ist jetzt um uns herum. Unsere Fahrt schwankt zwischen 2,8 kts mit Vollgas und 7 kts unter Segeln. Es ist ein auf und ab der Gefühle. Noch eine zweite Nacht hier draußen? Oder Anlandung in La Rochelle kurz nach Mitternacht?
Wir bleiben guter Dinge, es gibt Nudeleintopf und Kaffee in der Sonne mit merkwürdigen warmen Windboen. Erfolgreich sind wir auch: Peter kalibriert den Windrichtungsanzeiger neu, der plötzlich an zu spinnen fängt und Niels kriegt das GPS, warum auch immer zum Laufen. Um 19 Uhr kommt er dann der Nordwest mit 4 – 5 und treibt uns mit Höchstgeschwindigkeit und Lage dem Ziel entgegen.
Die französiche Gastlandfahne wird gesetzt und das Achterdeck zum Duschen freigegeben.

Wer sieht als erstes nach 38 Std. wieder Land?
Keiner, denn wir genießen sechs Stunden segeln in Reinkuktur, es war wunderbar. Zu Essen gabs auch und wir hatten kaum Sehnsucht zum Land.
Bis in das Fahrwasser von Rochelle düste die NBA, als wenn sie nichts anderes könnte. Die Ankunftszeit verkürzte sich auf 24 Uhr und keine Wachen mußten eingeteilt werden. Chefnavigator und Gerni lotsten den Steuermann Niels sicher durch die Lichter in den Hafen.
Damit geht der erste Teil unserer Reise wehmütig zu Ende.

sm 250 (motort heute 15 Std.)