Ein neues Erleben

Mittwoch, der 20. Juli 2011

Heute mal eben einen kleinen Schlag nach Cherbourg, war geplant.
Die Nacht haben wir knarrend an den Leinen gelegen, der Wind pfiff bis morgens, dann wurde es ruhig. Als wir um 9 Uhr aus den verdunkelten Betten schauten, war alles grau in grau und es regnete. Der Wind kam mit 3 – 4 aus Süd. Endlich stimmte die Richtung. Also 10 Uhr raus in den Regen und mit 8,5 kts Richtung Cap de la Haque wunderbar gesegelt, nur daß man von oben naß wurde. Wir hatten die Strömung so berechnet, daß wir wunderbar ums Cap schießen sollten. Das taten wir auch zunächst, die Fahrt wurde immer verrückter. Bei 11,1 kts fotografierten wir das erste Mal den Speedmesser, bei 14,0 kts das zweite Mal.

Der Speedmesser sollte am Abend als Speedmax 23,5 kts anzeigen. Direkt am Cap fing das Meer an zu brodeln, obwohl wir weiten Abstand gewählt hatten. Plötzlich war der Wind weg und Schiff und Segel schlugen ungebändig in sich auftürmenden spitzen Wellenbergen bei immer noch 11 kts über Grund. Das war nichts für den Skipper, der jetzt die Richtung seines Schiffes nicht mehr bestimmen konnte. Mühselig die schlagenden Segel geborgen, Maschine an, da taucht aus der schlechten Sicht auch noch ein Hubschrauber auf, der uns aus geringster Höhe beobachtet. Kein gutes Gefühl, wenn man meint, daß er zu gucken will, wie wir an den Felsen zerschellen werden. Der Skipper steht verkeilt hinterm Lenkrad, die Girls sind in der Kajüte, der Navigator meldet ausreichende Wassertiefe und gibt den Kurs frei. Nur raus aus dieser Waschmaschine!
Nach ca. 30 Minuten (gefühlte eine Stunde) sind wir plötzlich durch. Das Meer ist wie von Geisterhand geglättet, wir segeln gemütlich mit rund 10 kts auf absolut glattem Wasser nach Cherbourg, wo wir um 14.30 festmachen. Wir waren alle ob des Erlebten schlicht geplettet.
Ich muß einfach einmal an dieser Stelle meine höchste Bewunderung für alle Ehepaare aussprechen, die den Törn Deutschland – Mittelmeer oder zurück allein ausgeführt haben! Dies ist, selbst bei besserem Wetter, wirklich eine große Leistung. Gratulation!
Peter und ich hatten wirklich mehrfach gut zu tun, ergänzen uns jedoch bestens. Wenn ich am liebsten über Bord springen würde, wirkt Peter sehr beruhigend und wir meistern die Extreme.
Jetzt sitzen wir in Cherbourg unter dem kleinen Cockpitverdeck und hoffen, daß endlich der Regen aufhört, damit wir den Stadtbummel starten können.

30 sm. (motort 45 Minuten)

2 Kommentare

    • Helmi auf 22. Juli 2011 bei 17:06

    Hallo, ich finde toll, dass Ihr diesen Törn macht. Aber warum muss man aus der Nachbarschaft erfahren, dass man Euch mittels Internet begleiten kann? Kommunikations ist in diesem Fall einfach mangelhaft. Sorry! Weiterhin gut Fahrt und eine glückliche Heimkehr. Wann landet Ihr an und wo? Liebe Grüsse Peter & Helmi

    • Reni&Jakob auf 20. Juli 2011 bei 22:30

    Ach Du meine Güte!! Is ja wie ein Krimi!! Wieder stolz auf Euch und beruhigt, dass ihr unbeschadet ans Land gespült wurdet..
    Seid umarmt,
    V&J
    P.S.: Was gab’s zum Essen??

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