Hafentag very british

Freitag, der 15. Juli 2011

Die Technik bringt uns um. Erstmalig habe ich keine Verbindung mit meinem Pad zur Außenwelt geschafft. Entweder ärgert mich O2 oder mein Server bei der Telekom spielt verrückt. Hoffentlich liegt es daran, daß Jersey nicht in der EU ist. Die haben hier alles in Eigenregie und sind direkt der Königin unterstellt, die sicher kein Bordbuch in die ganze Welt mailen muß. Also falls es mal nicht pünktlich kommt, bitte keine Sorge, es geht uns prächtig, wir machen langsam und genießen. Absenden werde ich zukünftig dann nur können, wenn ein freies Wifi gefunden ist.
Also nach dem Netzterror gabs gestern noch ein feines Abendessen an Bord aus Restdosen (sehr schmackhaft) und Kartoffelpüree (einmalig betonmäßig) sowie anschließendem Stadtgang. Eine neue, völlig andere Welt hat uns umgeben. Große, elegante Bürohäuser mischen sich mit alten englischen Gebäuden. Das Steuerparadies lebt im absoluten Wohlstand. Auf einem Marktplatz nahmen wir noch unseren Drink ein, wobei wir – wie doof – die ganze Zeit auf Bedienung warteten. In England holt man sich die Drinks gefälligst selbst von der Bar. Anschließend fielen wir tot ins Bett.
Heute morgen war Ausschlafen angesagt, wie lange eigentlich nicht mehr?
Anschließend begann der Sightseeingstreß. Ab zur Busstation und die Insel entdecken. Der Busfahrer nahm weder Karte noch Euro und so mußten wir unsere beste Währung erst einmal in Jerseypound verwässern. Wir haben für 1,70 Euro Fahrpreis die Südwestecke, nämlich Gorey, besucht. Hier durfte Niels endlich zu Fuß durch das Watt mit pitschipatschi durch den ganzen Hafen an den trockenliegenden Schiffen vorbei bis zur Mole laufen, um dort die 20 m hohe rutschige Hafenleiter einhändig (in der anderen Hand die Schuhe) zu besteigen um den Rest der Crew, die den normalen Weg gewählt hatten, wieder zu treffen.

Anschließend erstiegen wir noch die wunderbaren, hochgelegenen Festungsanlagen bis wir an der Eintrittsgeldgrenze wieder abdrehten.
Stattdessen nahmen wir eine Wanderung zum nächsten Ort, St. Catherine, in Angriff. Aus den versprochenen 3 km sind im Ergebnis mindestens, wenn nicht sogar, in jedem Fall ganz viele km geworden, so daß ein Beinkranker erheblich schwächelte und kurz vorm Taxiruf war. Da auf halber Strecke jedoch ein herliches Lokal mit Bier (italienischem) und Imbiß wartete, wurde die gesamte, wirklich einmalige, Wegestrecke genossen. Das Wetter war wunderbar, die Vorhersage völlig anders, aber daran haben wir uns ja schon gewöhnt.
Nach ausgiebigen Mitterschlaf mußte in einer Crewkonferenz eine schwere Entscheidung gefunden werden: wann bestellen wir die zollfreien Zigaretten. Diese einfache Frage beinhaltet erhebliches Gehirnjogging. Zunächst muß man wissen, daß die Zigaretten erst unmittelbar vor dem Auslaufen angeliefert werden dürfen, man könnte sie ja sonst heimlich noch auf Jersey rauchen. Also müssen wir entscheiden, wann wir auslaufen. Hierbei muß bedacht werden, daß wir ja durch ein Sill eingesperrt sind, also nur in der Nähe von Hochwasser den Hafen verlassen können. Hochwasser wiederum ist zur Zeit abends um 8 und morgens um 6 Uhr. Nicht unbedingt unsere Reisezeit.
Nach Guernsey müssen wir im übrigen auf der Hochwasserwelle reiten um nicht gegen eine unmögliche Strömung kämpfen zu müssen. Zudem gibt es da noch die Windvorhersage, die für die nächsten drei Tage, Winde bis zu 8 Bft ankündigt. Chefnavigator Peter neigt tatsächlich zum sofortigen Auslaufen ohne Zigaretten, stellt aber Gott sei Dank fest, daß zu einer Anlandung in Guernsey bei Dunkelheit ohne Mond noch das Niedrigwasser käme. Also, wir verschieben das Ordern der Zigaretten! Das wiederum bedeutet wohl ein längerer Aufenthalt in Jersey, leider bei Wind und Regen. Aber wir machen ja Urlaub!
Also aufregende Segelberichte sind zunächst nicht mehr zu erwarten.