Wer zu spät aufsteht, den bestraft das Leben

Sonntag, der 24. Juli 2011

Es wurde Boulogne um 21 Uhr, da der Wind nachließ und es zu kalt wurde. Der nicht sehr attraktive Hafen war mit Gastliegern voll und wir wurden zwischen zwei Schiffe gequetscht. Die meisten warteten auf besseres Wetter und waren Holländer. Wir hatten kaum festgemacht, da hatte Astrid bereits die dampfenden Spagehtti mit Spezialsauce im Salon festlich aufgetischt und wir gingen redlich müde gleich ins Bett, da die Stadt wirklich nicht einladend schien. Der Chefnavigator hatte für die Strömungsverhältnisse 7 Uhr Auslaufen empfohlen, welches jedoch allgemein als zu früh verweigert wurde. Also kamen wir nach schönem Frühstück erst um 8.30 Uhr los.

Rauf bis zum Cap Griz und um die Kurve an Calais vorbei, ging es noch prima, hart am Wind mit langsam aufklarenden Himmel und guter Fahrt. Wir konnten gut die White Cliffs of Dover sehen, die Frachter in der engsten Stelle des Kanals, wie auf einer Perlenkette aufgereiht, und hatten mit den 20 Fähren von Calais nur mit einer etwas Trouble. Dann jedoch schlief der Wind ein und drehte nach achtern, Bullentaille gesetzt und in der Altsee dahingeschaukelt bis uns der Gegenstrom erwischte. So blieb nur, Maschine an und mit Gas Richtung Duenkirchen. Leider machten wir auch so nur noch 4 kts Fahrt und die Ankunftszeit verschlechterte sich um 3 Stunden. Selber Schuld. Also gabs Sonntagstütensuppe und Baquette mit anschließendem Schönheitsmittagsschlaf und wenigstens etwas Sonnenschein, sowie erstmalig ohne kalten Wind von vorne. Später ging es vorm Wind mit etwas Maschine auf die Geige. Das Schiff rollte wunderbar, der Keksschrank sprang auf und unsere Lieblingskeksdose sowie die angebrochene Erdnußtüte lagen im Schiff verteilt. Beim Aufkehren rutschte Peter unkontrolliert am Boden sitzend durch den ganzen Salon. Trotzdem gabs von ihm weltmeisterlich servierten Sonntagsnachmittagskaffee und so kamen wir Duenkirchen näher. 17 Uhr einlaufend, gabs gleich alles, den Drink, Frischwasser, Strom, nette Motoryachtbesitzer aus Emden, die uns gleich eine Fotokopie der nächsten uns fehlenden Seekarte fertigte – mit Bordmitteln !-, Astrid machte die Formalitäten und war 2 m zu lang für den von uns wissenschaftlich ausgesuchten Liegeplatz, wir hingegen fanden ihn trotzdem schön und genossen die Abendsonne. Leider kam der Hafenmeister und monierte die 2 m erneut, wir gingen bei den netten Emdener längsseits, die sich ihrerswits freuten, so nette Nachbarn zu haben..
Heute abend ist Sonntagsessengehen angesagt.

Sm 45. (motort 7 Std)

Sehnsucht nach Boulonge

Samstag, der 23. Juli 2011

Gestern abend haben wir uns noch selbst übertroffen und ein Eßlokal gefunden, welches die von Asi gewünschte Gemütlichkeit aufwies, von dem wir unser Schiff bewundern konnten und welches den besten Menuekampfpreis von 9.90 Euro aufwies.

Drei Gänge, die wir überwiegend nicht verstanden haben, aber trotzdem köstlich mundeten. Der Abend endete mit höchst intelligenten Wortspielen und reichlich Wein, da wieder Ausschlafen angesagt war. In der Nacht fing es leider wieder an zu regnen, so daß unser Baquetteholer morgens um 9.30 Uhr mit Schirm bewaffnet werden mußte. Der Wind stand für uns und unsere netten und schnellsegelnden Nachbarn aus Holland widrig, so daß diese beschlossen in Dieppe zu bleiben. Wir aber wollten los.
Bis 13 Uhr stand nicht nur der Wind, sondern auch der Strom gegen uns. Also machten wir noch einen Spaziergang durch den Ort, über den Fischmarkt und zur Hafenmole, bevor wir um 12.30 Uhr ausliefen. Wieder unsere Reiebesegelung, gerefftes Groß, Volvo 2000 Umdrehungen und mit unter 4 kts ging es an die 50 sm. Ankunftszeit irgendwann morgen.
Aber dann hatten wir Glück, zunächst setzte der Strom, wie berechnet, ein, dann ermäßigte sich der Wind von 20 auf 15 kts, die Wellen wurden kleiner, das Bolzen hörte auf und das Beste, die Sonne schien und wärmte gegen den kalten Wind. Einzelne legten sich erstmalig auf dieser Reise zum Sonnen!
Später wanderte der Wind etwas nach Westen aus, die Fock kam raus, die Drehzahl wurde gesengt und wir rauschten mit 7,5 kts unserem Ziel entgegen. Wenig später konnte ganz auf die Maschine verzichtet werden und wir überlegten übermütig, gleich um die Ecke rum nach Duenkirchen 40 sm weiter zu machen und die Nacht auf dem Wasser zu verbringen. Wo wir letztendlich landen, werden wir erst morgen veröffentlichen können, denn jetzt ist bald Redaktionsschluß für unsere Gutenachtgeschichten. Wir sind noch 4 Stunden vor Boulonge und 7 Stunden vor Duenkirchen. Am Horizont zieht eine dunkle Wolke auf, es wird wohl Boulonge werden.

Sm 54. ? (motort 4 std.)

Die Normandie in der Sonne

Freitag, der 22. Juli 2011

Essensmäßig hatten wir wieder mal Glück. In dem sehr schönen normannischen Dorf fanden wir wieder ein Restaurant im ersten Stock (hatten wir schon mehrfach gute Erfahrungen gemacht), wo wir für 14.50 Euro ein vorzügliches 3 Gänge Menue bekamen.
Der heutige Tag begann regnerisch aber mit Zeit zum Ausschlafen. Die Strömungsverhältnisse machten ein Auslaufen erst gegen 12 Uhr sinnvoll. Also sehr gemütlich gefrühstückt, manche bereits geduscht, andere rochen noch und mußten später duschen. Das wollte auch die Sonne sehen und zeigte sich erstmals seit langem wieder. Sie sollte tagsüber den Himmel tatsächlich für sich gewinnen und uns die etwas ruppigen 30 sm, überwiegend gegen den Nordost, wie sollte es auch anders sein, verschönern. Wir segelten entlang der hohen Kreidefelsen, die wie aus dem Meer geschnitten nach oben steigen. Die Girls entdeckten in den Felsformationen immer neue Gestalten, Gesichter, Eulen, Neger und Hundeköpfe. Um 16.30 Uhr laufen wir unter Segeln bis kurz vor den Hafen von Dieppe, um mit 4 weiteren Schiffen in der engen Hafeneinfahrt um die Gastliegeplätze zu kämpfen. Die NBA wird im Rennen zweiter, da die Crew inzwischen eingespielt ist. Niels birgt die Fock, Renate das gereffte Groß, Astrid holt Fender und Leinen aus der Backskiste, die Peter talentiert anbringt. Uns erwartet ein großer Stadthafen mit vielen „Ausländern“ und reichlich Platz. Heute gibt es keinen Anlegerschnaps, sondern Kaffeetrinken in der Sonne!!!

Seit langem wird endlich mal wieder das Cockpitverdeck runtergeklappt und die Wäsche zum Trocknen rausgehängt. Sollte der Sommer beginnen, wir hoffen und schälen uns aus mehreren Kleiderlagen. Für das Abendmenue wird eines der zahlreichen Hafenrestaurants ausgeguckt. Es ist schön in Dieppe.

Sm 32. (motort 3Std.)

England, wir kommen (nicht)

Donnerstag, der 21. Juli 2011

Der Regen hörte nicht auf, unsere neuen Regenschirme, in Guernsey gekauft, damit wir sie nie bräuchten, waren voll im Einsatz beim Stadtbummel. Übliche Prozedur: Altstadt und Hafen besichtigen, schönstes Cafe am Platz Pastis trinken und Leute gucken, zum Supermarkt, an vielen Restaurants vorbei zurück ins trockene, geheizte Schiff und selbst perfektes Abendmenue bereitet. Das anschließenden Mau Mau Turnier ging gottseidank zugunsten des Eigners aus.
Wir hatten noch den Plan für den 70 Meilen nach England Schlag und sind brav um Punkt 6 Uhr ohne Frühstück in den grauen, nieselregnerischen Morgen gestartet. Der Wind kam – anders als angesagt – na, woher wohl? Richtig, wieder von vorn (Nord). Da wir keine Lust hatten, die weite Strecke aufzumotoren, haben wir England zunächst gestrichen und sind auf Ostkurs Richtung Heimat gegangen. Die weite Baie de la Seine und Le Havre lassen wir rechts liegen und nehmen Kurs auf Fecamp. Ca. 78 Meilen sind zu segeln, ein richtiger Arbeitstag.

Das Wetter viel zu kalt, ab und zu Schauer, der Wind wenigstens schön segelbar, verbringt die Crew den Tag überwiegend in den Betten, die leider etwas sehr schaukeln. Einer hält immer Wache und ab und zu gibt es eine Stulle, nen Kaffee oder ein heißes Süppchen. Das ist Segeln im Herbst und nicht Mitte Juli.
Ankunft Fecamp 20 Uhr, was es zu Essen gibt, wird morgen berichtet.

Sm 80 (motort 3 Std)

Ein neues Erleben

Mittwoch, der 20. Juli 2011

Heute mal eben einen kleinen Schlag nach Cherbourg, war geplant.
Die Nacht haben wir knarrend an den Leinen gelegen, der Wind pfiff bis morgens, dann wurde es ruhig. Als wir um 9 Uhr aus den verdunkelten Betten schauten, war alles grau in grau und es regnete. Der Wind kam mit 3 – 4 aus Süd. Endlich stimmte die Richtung. Also 10 Uhr raus in den Regen und mit 8,5 kts Richtung Cap de la Haque wunderbar gesegelt, nur daß man von oben naß wurde. Wir hatten die Strömung so berechnet, daß wir wunderbar ums Cap schießen sollten. Das taten wir auch zunächst, die Fahrt wurde immer verrückter. Bei 11,1 kts fotografierten wir das erste Mal den Speedmesser, bei 14,0 kts das zweite Mal.

Der Speedmesser sollte am Abend als Speedmax 23,5 kts anzeigen. Direkt am Cap fing das Meer an zu brodeln, obwohl wir weiten Abstand gewählt hatten. Plötzlich war der Wind weg und Schiff und Segel schlugen ungebändig in sich auftürmenden spitzen Wellenbergen bei immer noch 11 kts über Grund. Das war nichts für den Skipper, der jetzt die Richtung seines Schiffes nicht mehr bestimmen konnte. Mühselig die schlagenden Segel geborgen, Maschine an, da taucht aus der schlechten Sicht auch noch ein Hubschrauber auf, der uns aus geringster Höhe beobachtet. Kein gutes Gefühl, wenn man meint, daß er zu gucken will, wie wir an den Felsen zerschellen werden. Der Skipper steht verkeilt hinterm Lenkrad, die Girls sind in der Kajüte, der Navigator meldet ausreichende Wassertiefe und gibt den Kurs frei. Nur raus aus dieser Waschmaschine!
Nach ca. 30 Minuten (gefühlte eine Stunde) sind wir plötzlich durch. Das Meer ist wie von Geisterhand geglättet, wir segeln gemütlich mit rund 10 kts auf absolut glattem Wasser nach Cherbourg, wo wir um 14.30 festmachen. Wir waren alle ob des Erlebten schlicht geplettet.
Ich muß einfach einmal an dieser Stelle meine höchste Bewunderung für alle Ehepaare aussprechen, die den Törn Deutschland – Mittelmeer oder zurück allein ausgeführt haben! Dies ist, selbst bei besserem Wetter, wirklich eine große Leistung. Gratulation!
Peter und ich hatten wirklich mehrfach gut zu tun, ergänzen uns jedoch bestens. Wenn ich am liebsten über Bord springen würde, wirkt Peter sehr beruhigend und wir meistern die Extreme.
Jetzt sitzen wir in Cherbourg unter dem kleinen Cockpitverdeck und hoffen, daß endlich der Regen aufhört, damit wir den Stadtbummel starten können.

30 sm. (motort 45 Minuten)

Kurz vor dem Inselkoller

Dienstag, der 19. Juli 2011

Reise, Reise, wir haben gerechnet und entschieden, unter 6 Bft geht es los. Also Wecker auf 7 Uhr, Nase in den Wind, 4 – 5 Bft und trocken, ab ins Gegrummel. Wir wählen den Violet Chanel, aufregend und gefährlich, südlich an Jersey vorbei, aber im Wind- und Wellenschutz der Insel wieder Richtung Frankreich. Segel raus, Maschine aus, erst mit Rückenwind, zum Schluß hart am Wind machen wir die 30 Meilen, die wir uns vorgenommen haben. Zunächst bremste uns die rote Ampel im Hafen von Jersey wegen diverser Dampfer noch aus, aber dann ging es – auf der Flutwelle reitend – mit bis zu 8,5 kts durchs enge Fahrwasser. Peter lieferte sein Meisterstück ab.
Die letzten zwei Stunden entwickelten sich allerdings zur Bolzerei. Das aufgewühlte Wasser schlug mehrfach die vorderen Navigationslichter aus ihrer Halterung. Wir mußten Beidrehen um sie zu retten. Es ist überraschend wie das Beidrehen auch bei sehr starkem Seegang tatsächlich Ruhe ins Schiff bringt.
Unser Zeitfenster für das Einlaufen in Dielette haben wir jedoch nicht einhalten können. Es drohte eine Nacht draußen unterm Cap de Haque vor Anker, was keinem gefiel. Also am Atomkkraftwerk vorbei mit dem Versuch, wenigstens im Vorhafen ein etwas geschütztes Plätzchen zu finden.
Hafeneinfahrt – in der Karte trockenfallend – kurz vor Niedrigwasser in Schleichfahrt mit Wind und Welle von achtern auf 3,40 m passiert, finden wir das Paradies vor. Der durch Sill geschützte Seglerhafen ist natürlich zu, aber der Vorhafen ist ganz neu ausgebaut. Schwimmstege laden zum Verweilen und wir sind fast das einzige Boot im neuen Hafen.

Neben uns steigen die Sill geschützen Boote hinter einem Wasserfall langsam in den ersten Stock. Wir liegen sicher auf 2 m und sind nicht eingesperrt. Die Atlantikwelle wiegt zwar das Schiff am Steg, aber das kann man noch als romatisch bezeichnen. Hinter dem Hafen ein kleines Dorf, grüne Wälder und Hügel, laden nach verspäteten Mittagessen und Schlaf zum Spaziergang.
Wir sind wieder im Euroland und in der richtigen Zeitzone. Heute geht es in das einzige Restaurant am Hafen mit fünf verschiedenen Moules Frites Sorten.

sm 33 (motort 1 Std)

Guernsey by train

Montag, der 18. Juli 2011

Heute ist aus vielerlei Gründen ein ganz besonderer Tag. Zunächst wird ein Freund und Bergkamerad von Astrid 65 Jahre und wir können seinen Geburtstag nicht mit ihm feiern. Thomas, herzlichen Glückwunsch, wir wünschen Dir alles Gute und irgendwann ein ähnlich schönes Rentnerleben wie wir es zur Zeit genießen. Unser heutiges Bordbild ist allein Dir gewidmet.

Ganz besonders bedanken möchten wir uns in Namen der Anna Hellwege Stiftung, die Du wieder einmal, statt Geschenke anzunehmen, bedacht hast. Du hilfst uns entscheidend mit dem Geld Gutes zu tun. Kannst Du diesen Dank von hoher See an Deine lieben Gäste weitertragen?

Ein besonderer Tag ist heute ferner, da wir tatsächlich der NBA untreu geworden sind. Wir haben die 26 Meilen nach Guernsey bei 6 bis 7 und Regen gegenan nicht auf eigenem Rumpf sondern mit der Superschnellfähre in 55 Minuten gemacht. Verräter!!! Die Fährfahrt war ein Erlebnis, die Zeit konnte er wegen des Wetters nicht einhalten, um uns herum wurde von den bleicher werdenden Passagieren fleißig geopfert, so daß wir in Guernsey blitzschnell einen Mittagsimbiss vom Feinsten einnehmen mußten, um uns wieder ins Gleichgewicht zubringen. Ansonsten war St. Peter genauso regnerisch wie St. Helier. Die beiden Inseln waren gleich grau und naß. Jedenfalls kennen wir jetzt auch die Fußgängerzonen von Guernsey.
Die Rückfahrt am Abend war etwas gedeihlicher und gibt uns geringe Hoffnung, daß wir morgen, trotz Dauerregen gegen den Wind um Jersey rumkommen und dann etwas Richtung Festland abfallen können.
Wir werden sehen und beschließen den Abend leicht gedämpft mit Prost!

Jersey by rain

Sonntag, der 17. Juli 2011

Ja, liebe Daheimgebliebenen, das habt Ihr Euch so gedacht. Aus Mallorca wünschen sich welche, daß wir die ETA  Hamburg einhalten, aus Ingolstadt, daß wir dort erst nach 23 Uhr eintreffen, aus Heide, daß wir gefälligst Brunsbüttelkoog melden. Wir werden kommen, wenn wir Lust haben!!!
Und sowieso haben wir uns an das Leben an Bord gewöhnt. Der Eigner will morgen sogar mit dem Butterdampfer nach Guernsey fahren und seekrank werden. Also wir sind planlos und genießen es.

In Wirklichkeit pfeift es hier mit 6 – 8 und schauert alle halbe Stunde füchterlich. Also haben wir heute weitere Sehenswürdigkeiten der Insel abgefahren und im Auto auf einem Kliff im Regen  gepicknet. Das Meer war absolut nicht einladend. Eine deprimierende Besichtung war das Tunnelmachwerk der Nazi auf dieser Insel mit genauer Historie der 5 jährigen Besatzungszeit. Man muß wirklich dankbar sein, daß wir hier überhaupt wieder willkommen sind.
Ansonsten sind wir jetzt mit Picasso einmal ganz um die Insel rum. Es könnte also wirklich weitergehen. Aber weder Wind noch die Vorhersage machen uns große Hoffnung. Also Lesen, Schlafen, Basteln, Waschen und Essen sowie das Beobachten der Ebbe und Flut lasten uns voll aus. So ist Urlaub im Hafen. Morgen werden wir weiter sehen.

Jersey by car

Samstag, der 16. Juli 2011

Eigentlich wollten wir abends noch was Kleines essen, wie z. B. Döner und sind noch mal raus in den Wind und Regen. Stattdessen fanden wir ein ganz süßes Lokal in dem wir auf das Feinste jegliche Diät beiseite ließen. Es begann mit 6 frischen Austern und ging so weiter. Auf dem Rückweg trafen wir unzählige junge Leute, die an den Plätzen abhingen und ob ihrer überwiegenden Miniröcke oder Hot Pants den Temperaturen widerstanden.
Die Nacht endete in einem langem Klönschnack unserer Damen an Bord.
Heute haben wir tatsächlich ausgeschlafen. Draußen pfiff der Wind und der Regen ging waagerecht. Trotzdem quälte sich Niels in die Stadt und kam stolz mit einem Picasso (Leihwagen) zurück. Auf gings über die Insel, diesmal nach Norden. Im Auto wurde die Heizung auf voll gedreht, damit die Feuchtigkeit aus den Regenhosen kam und überhaupt den Anforderungen des Linksverkehrs genüge getan wurde. Aber die Landschaft, überwiegend am Meer entlang faszinierte uns. Erst grüne enge zugewachsene Straßen wie in Südengland, dann bizarre Felskombinationen mit Gegrummel, dann Dünenlandschaften wie auf Sylt. Zwischendurch ein Traum von Supermarkt und viele Anwesen, deren Gärten von Blumen nur so strotzten.
Mittagspause im Tourilokal in Greve d‘ Lecq, der Eigner kriegt für 9 Euro einen halben Hummer, die anderen Fish and Chips. Die Rückfahrt durchs Land war ebenfalls interessant. Aber die gemütlichen Betten der NBA locken zum Mittagsschlaf. Tatsächlich läßt der Regen um 5 Uhr endlich nach und kurz blitzt die Sonne durch.
Heute abend gibt es Riesensteaks an Bord und morgen werden wir Picasso weiter über die Insel treiben. An Auslaufen ist aufgrund der Wetterlage nicht vor Montag zu denken.

Hafentag very british

Freitag, der 15. Juli 2011

Die Technik bringt uns um. Erstmalig habe ich keine Verbindung mit meinem Pad zur Außenwelt geschafft. Entweder ärgert mich O2 oder mein Server bei der Telekom spielt verrückt. Hoffentlich liegt es daran, daß Jersey nicht in der EU ist. Die haben hier alles in Eigenregie und sind direkt der Königin unterstellt, die sicher kein Bordbuch in die ganze Welt mailen muß. Also falls es mal nicht pünktlich kommt, bitte keine Sorge, es geht uns prächtig, wir machen langsam und genießen. Absenden werde ich zukünftig dann nur können, wenn ein freies Wifi gefunden ist.
Also nach dem Netzterror gabs gestern noch ein feines Abendessen an Bord aus Restdosen (sehr schmackhaft) und Kartoffelpüree (einmalig betonmäßig) sowie anschließendem Stadtgang. Eine neue, völlig andere Welt hat uns umgeben. Große, elegante Bürohäuser mischen sich mit alten englischen Gebäuden. Das Steuerparadies lebt im absoluten Wohlstand. Auf einem Marktplatz nahmen wir noch unseren Drink ein, wobei wir – wie doof – die ganze Zeit auf Bedienung warteten. In England holt man sich die Drinks gefälligst selbst von der Bar. Anschließend fielen wir tot ins Bett.
Heute morgen war Ausschlafen angesagt, wie lange eigentlich nicht mehr?
Anschließend begann der Sightseeingstreß. Ab zur Busstation und die Insel entdecken. Der Busfahrer nahm weder Karte noch Euro und so mußten wir unsere beste Währung erst einmal in Jerseypound verwässern. Wir haben für 1,70 Euro Fahrpreis die Südwestecke, nämlich Gorey, besucht. Hier durfte Niels endlich zu Fuß durch das Watt mit pitschipatschi durch den ganzen Hafen an den trockenliegenden Schiffen vorbei bis zur Mole laufen, um dort die 20 m hohe rutschige Hafenleiter einhändig (in der anderen Hand die Schuhe) zu besteigen um den Rest der Crew, die den normalen Weg gewählt hatten, wieder zu treffen.

Anschließend erstiegen wir noch die wunderbaren, hochgelegenen Festungsanlagen bis wir an der Eintrittsgeldgrenze wieder abdrehten.
Stattdessen nahmen wir eine Wanderung zum nächsten Ort, St. Catherine, in Angriff. Aus den versprochenen 3 km sind im Ergebnis mindestens, wenn nicht sogar, in jedem Fall ganz viele km geworden, so daß ein Beinkranker erheblich schwächelte und kurz vorm Taxiruf war. Da auf halber Strecke jedoch ein herliches Lokal mit Bier (italienischem) und Imbiß wartete, wurde die gesamte, wirklich einmalige, Wegestrecke genossen. Das Wetter war wunderbar, die Vorhersage völlig anders, aber daran haben wir uns ja schon gewöhnt.
Nach ausgiebigen Mitterschlaf mußte in einer Crewkonferenz eine schwere Entscheidung gefunden werden: wann bestellen wir die zollfreien Zigaretten. Diese einfache Frage beinhaltet erhebliches Gehirnjogging. Zunächst muß man wissen, daß die Zigaretten erst unmittelbar vor dem Auslaufen angeliefert werden dürfen, man könnte sie ja sonst heimlich noch auf Jersey rauchen. Also müssen wir entscheiden, wann wir auslaufen. Hierbei muß bedacht werden, daß wir ja durch ein Sill eingesperrt sind, also nur in der Nähe von Hochwasser den Hafen verlassen können. Hochwasser wiederum ist zur Zeit abends um 8 und morgens um 6 Uhr. Nicht unbedingt unsere Reisezeit.
Nach Guernsey müssen wir im übrigen auf der Hochwasserwelle reiten um nicht gegen eine unmögliche Strömung kämpfen zu müssen. Zudem gibt es da noch die Windvorhersage, die für die nächsten drei Tage, Winde bis zu 8 Bft ankündigt. Chefnavigator Peter neigt tatsächlich zum sofortigen Auslaufen ohne Zigaretten, stellt aber Gott sei Dank fest, daß zu einer Anlandung in Guernsey bei Dunkelheit ohne Mond noch das Niedrigwasser käme. Also, wir verschieben das Ordern der Zigaretten! Das wiederum bedeutet wohl ein längerer Aufenthalt in Jersey, leider bei Wind und Regen. Aber wir machen ja Urlaub!
Also aufregende Segelberichte sind zunächst nicht mehr zu erwarten.